Erektile Dysfunktion
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Peter Thiel - Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
26.06.2023
Schlüsselwörter:
Erektile Dysfunktion, Impotenz, Schlappschwanz
"Störungen" der Erektion
Erektionsstörungen entstehen zu 90 Prozent im Kopf, da die betreffenden Männer (und auch Frauen) annehmen, so und nicht anders müsse es jetzt sein. Das erinnert ein wenig an Erich Honecker, der meinte, so und nicht anders müsse es in der DDR sein und dies meinte mit einem Zitat von August Bebel unterlegten zu müssen: Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.
Männer wie der Machtmensch Erich Honecker und sein kontrollsüchtiger Stasichef Erich Mielke (Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser) waren schließlich selbst der Ochs und der Esel, die den Sozialismus in seinem Lauf auf die schiefe Bahn brachten, von wo die Schussfahrt dann irgendwann einmal nicht mehr zu stoppen war. Wie es um die sexuelle Potenz der beiden aussah ist nicht überliefert. Von Margot Honecker im fernen Chile könnten wir noch etwas erfahren, doch es steht zu befürchten, dass sie ihr Insiderwissen eines Tages mit ins Grab nehmen wird.
Wir halten fest: Störungen der Erektion gibt es eigentlich nicht, sondern nur eine Form des menschlichen Denkens, die das Ausbleiben oder die Instabilität einer Erektion als eine "Störung" versteht. Gleichwohl gelangen Männer oftmals nicht zur Erektion oder "können" sie nicht "aufrechterhalten" - grad so, also könnte man willentlich eine Erektion aufrechterhalten. Die fehlende oder schwächer werdende Erektion wird dann als Erektionsstörung bezeichnet. Wobei hier auch der Begriff des "Könnens" in die Irre leiten kann. Eine Erektion ist weniger eine Frage des Könnens, sondern eine Frage der Selbstregulation des Mannes bei der Masturbation oder in der Interaktion im Kontakt mit einer Sexualpartnerin (oder bei homosexuellen Kontakt mit einem Partner).
Aus praktischen Gründen werden wir hier vorerst noch den Begriff der "Erektionsstörung", im medizinischen Jargon auch erektile Dysfunktion benannt, benutzen.
Cirka 8 Millionen deutsche Männer sollen sogenannte Erektionsstörungen haben. Dabei müssen natürlich chronische und zeitweilige Erektionsstörungen unterschieden werden. Zeitweilige Erektionsstörungen sind kein Grund zur Beunruhigung, jeder Mann hat Zeiten, in denen es bei intimen Kontakt, nicht zu einer Erektion kommt, häufig z.B. in psychisch angespannten Situationen. Erektionsstörungen können sich natürlich auch nur dann bemerkbar machen, wenn eine Erektion erwartet wird, z.B. beim Geschlechtsverkehr oder bei der Selbstbefriedigung. Oder aber im umgekehrten Fall, wenn eine Erektion eintritt, obwohl man sie gar nicht haben will (Dauererektion). Nicht jeder der einen Pornofilm ohne eigene Erektion sieht hat eine Erektionsstörung, bei der Qualität der meisten Pornofilme dürfte da auch kein Wunder sein.
Nun kann man schnell zu der Meinung kommen, dass eine "Erektionsstörung" ein reines Männerproblem wäre, unter denen Frauen zu leiden hätten, weil sie das Pech haben, so einen Schlappschwanz im Bett zu haben. Doch weit gefehlt, denn die Hälfte des definierten Problems gehört den Frauen. Systemisch gesehen kann man davon ausgehen, dass cirka 8 Millionen Frauen mit ihren männlichen Sexualpartnerin eine Erektionsstörung gemeinsam herstellen, denn eine solche "Störung" ist ohne das aktive oder passive Tun und Lassen und die Interaktion von Mann und Frau nicht zu verstehen.
Erektionsstörungen werden in vielen Fällen zirkulär, also in der Beziehung zwischen dem Mann und der Frau gemeinsam hergestellt. Von daher kann man Erektionsstörungen als Beziehungssymptome mit mindestens zwei Teilnehmern auffassen. Es ist daher völlig unzureichend, für eine solche Symptombildung nur den Mann verantwortlich zu machen, nur weil dieser auf Grund des nicht oder nur wenig erigierten Penis der im Vergleich zur Frau deutlich sichtbarere Symptomträger ist.
Mitunter ist es aber auch so, dass die sexuelle Initiative der Frau relativ gering ausgeprägt ist. Trifft sie nun auf einen "reaktiven" Mann, so deutet der Mann die geringe Initiative der Frau als sexuelle Interesselosigkeit. Dies kann zutreffend sein oder auch nicht. Entweder hat die Frau kein sexuelles Interesse an dem Mann oder sie hat ein sexuelles Interesse aber gleichzeitig das Verhaltensmuster der Mann solle aktiv werden und sie reagiert nur darauf. So oder so, ausbleibende sexuelle Signale der Frau führen jedenfalls dazu, dass sich beim Mann keine oder nur eine schwache Erektion ausbildet. Das ist z.B. der Fall, wenn im Eisenbahnabteil ein Mann einer ihm fremden Frau gegenüber sitzt. Bleibt hier beim Mann eine Erektion aus, sprechen wir nicht von einer Erektionsstörung, sondern davon, dass der Mann normal sei. Der Mann deutet nämlich die fehlende sexuelle Initiative der Frau "richtigerweise" so, dass diese keinen sexuellen Kontakt mit dem ihr fremden Mann haben will. Und so bleiben beide möglicherweise mehrere Stunden gegenüber sitzen, ohne dass es bei der Frau oder bei dem Mann zu sexuellen Erregungen kommt. Dies gilt beim Mann auch für den Fall, dass die Frau zwar sexuelle Phantasien entwickelt, sich aber mit keiner Regung nach außen verrät.
Wie immer im Leben gibt zu jeder Angelegenheit auch das Gegenteil. So den umgekehrten Fall, "aktiver" Mann trifft nicht interessierte Frau und bekommt dennoch - oder gerade deswegen eine Erektion.
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 16. Februar 2006 21:53
An: info@maennerberatung.de
Betreff: Penis
Hallo,
...
Wenn ich in der Sauna bin (gemischt) da bekomm ich auch immer einen steifen penis, da muss ich immer frühzeitig raus, wie kann ich das unterbinden???
Ich weiß doofe fragen, aber das sind halt so probleme, wo ich keinen Rat mehr habe.
Hoffe ihr könnt mir helfen
...
Der gute Mann hat offenbar in seinem Kopf einen besonderen Film laufen, das ist erst einmal weder gut noch schlecht, sondern löst bei ihm eine Erektion aus. Nun könnte man tolerant sein und dem Mann seine Erektion lassen. Dies würde aber möglicherweise der Sauna zukünftig weniger Damenbesuch bescheren, denn ein erregierter Penis in der Sauna mag zu Irritationen bei den weiblichen Gästen führen, es sei denn, sie sind gerade auf der Suche nach einem potent wirkenden Mann.
Letztlich zählt für eine anziehende, erotische und leidenschaftliche sexuelle Begegnung nicht Schönheit oder Reichtum des Partners, sondern dessen Sex-Appeal, also der ganz individuelle sexuelle Reiz der von ihm oder ihr ausgeht. Dabei gibt es keine gleichen Empfangsantennen für alle. Was der eine total aufregend finden mag, kann für den anderen total abstoßend sein.
Sex-Appeal wird nicht allein dadurch ausgelöst, sich dem Partner oder der Partnerin mit Reizwäsche zu präsentieren, sondern dadurch die sexuelle "Sprache" zu entwickeln, auf die der andere "abfährt".
Diese einfache Tatsache ist ja schon lange bekannt. So z.B. in einem Witz, den man sich in den 70er Jahren in der DDR erzählte:
In Moskau wird eine US-amerikanische Delegation unter dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon erwartet. Im Kreml überlegt man womit man dem amerikanischen Gast eine besondere Freude machen kann. Genosse P. aus dem Politbüro schlägt vor, dass man für den amerikanischen Gast eine Stripteasevorstellung geben könnte, die Amerikaner würden doch so etwas lieben. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Zur Generalprobe erscheint das gesamte Politbüro unter Führung des Generalsekretärs Leonid Iljitsch Breschnew. Auf der Bühne des Bolschoitheaters entkleidet sich eine achtzigjährige Frau. Die Politbüromitglieder gucken etwas betreten. Das Politbüromitglied M. flüstert dem Politbüromitglied S. zu, er könne gar nicht verstehen, was den Amerikanern so am Striptease gefällt. Schließlich fragt Genosse Breschnew den verantwortlichen Genossen P. wer denn die alte Frau sei, die sich auf der Bühne ausziehen würde und warum man nicht eine jüngere und attraktivere genommen habe. Politbüromitglied P antwortet: Das ist die Genossin Mascha Iwanowa und sie wurde deshalb ausgewählt, weil schon Genosse Lenin sie persönlich gekannt hat.
Begehren, Erregung und Spontanität
„Wie wir ... zu zeigen versucht haben, herrscht eine epidemische Angst vor der Spontanität. Sie ist das `Infantile par excellence, denn sie trägt der sogenannten `Realität` nicht Rechnung, sie ist unverantwortlich.
Perls, Frederick S.; Hefferline, Ralph F.; Goodman, Paul: Gestalttherapie Grundlagen. dtv, 1979, S. 188
In der Entwicklung des Menschen von der Geburt bis in das Erwachsenenalter findet im allgemeinen eine Veränderung von der am Anfang vorherrschenden Spontanität, die z.B. aus den unmittelbaren Bedürfnissen des Säuglings oder des Kleinkindes folgt, hin zu Überlegung, Rationalität und Planung statt. Der Säugling schreit, wenn er hungrig wird, das Kleinkind trampelt wütend auf den Boden, wenn die Mama ihm sein Spielzeug wegnimmt, das Kind rennt dem auf die Straße rollenden Ball nach, ohne vorher nach links und rechts zu schauen und auf die Autos zu achten. Der Erwachsene hat dagegen gelernt sich zu beherrschen, abzuwarten oder in rational durchdachter Weise seine Ziele zu verwirklichen. Dies erscheint in einem gewissen Umfang sinnvoll zu sein, da unsere heutige Kultur nicht aufrechtzuerhalten wäre, wenn wir nur unseren spontanen Impulsen folgen würden. Bedauerlicherweise wird beim heranwachsen des Kindes zum Erwachsenen im Laufe der Zeit Spontanität jedoch oft so rigide verdrängt und abgespalten, dass wir schließlich nur noch wie Marionetten oder Automaten in der Welt zu sein scheinen. Sexualität bleibt davon nicht unbeeinflusst. Sexualität ist dem Grunde nach ein spontanes Geschehen der Hingabe. Spontanität wiederum ist das Infantile par excellence, also das, was Erwachsene nach den vorherrschenden gesellschaftlichen Regeln eben gerade nicht tun sollen. Gleichzeitig gehört zu den Grundregeln unserer Gesellschaft, Stärke zu zeigen und "potent" zu sein, also "geschlechtlich erregbar. Dieser widersprüchlichen Forderung kann nur Genüge geschehen, wenn es gelingt, den Geschlechtsakt hinreichend sadomasochistisch zu gestalten, um Aggression als auslösendes Vorgefühl der Sexualität einsetzen zu können und Sexualität wiederum als Mittel, bestraft zu werden, zur Linderung der Angst." (Perls, 1979, s. 157).
Sexuelle Begegnungen finden in einem Dreieck von Wollen, Nicht-Wollen und Geschehen lassen statt. Wollen ist zielgerichtetes Tun und Unterlassen. Nicht-Wollen ist Abspalten und sich Entfremden. Geschehen lassen heißt, einzutauchen in den Fluss und sich von der Strömung dahin tragen zu lassen, wohin sie gerade trägt. Jegliches hat seine Zeit und seine Berechtigung.
In einer erfüllten, d.h. auf umfassende Befriedigung abzielenden, sexuellen Begegnung geht es auch um die Aufgabe des eigenen Willens und der eigenen Kontrolle, zugunsten von Spontanität, des sich Einlassens und des Geschehenlassens, dessen was sich gerade entwickeln will. Dies zu akzeptieren heißt auch erst einmal das anzunehmen, was sich spontan entwickeln will, also auch Lustlosigkeit und eine fehlende oder schwache Erektion. Der Wunsch nach mehr Lust und orgastischer Potenz braucht dabei nicht abgespalten werden, nur muss man sich von dem Vorsatz lösen, der in die alte Falle führt, diese willentlich herbeiführen zu wollen. Doch wie lässt sich der Wunsch nach Lust und orgastischer Potenz den sich Männer und Frauen erfüllen wollen, schließlich herbeiführen?
"Indem man schließlich »aus dem Weg geht«, um die große Regel des Tao zu zitieren. Man löst sich von seiner vorgefaßten Idee, wie es ausgehen »müßte«. Und in die so entstandene »fruchtbare Leere« strömt die Lösung ein. Das heißt, man wird handgemein, spielt die eigenen Interessen und Fertigkeiten aus, läßt sie aufeinanderprallen, um den Konflikt zuzuspitzen und um sie zerstört und verändert in die heraufdämmernde Idee eingehen zu lassen; und schließlich klammert man sich an seine Interessen nicht mehr als an die »eigenen Interessen. In der Erregung des Schöpfungsvorgangs findet man zu einer schöpferischen Unparteilichkeit zwischen den sich befehdenden Kontrahenten, und dann, in einem ganz unverantwortlichen, fröhlichen Gemetzel, tobt nun wahrscheinlich jeder der Kontrahenten alle seine Aggressionen für und wider die eigene Seite aus. Aber das Selbst wird nun nicht länger zerstört, denn es findet jetzt erst heraus, was es ist." (Perls, 1979, S. 151)
Dies ist nun einfacher gesagt als getan oder, um Brecht zu verfremden: Das einfache, was schwer zu machen ist.
Viele Wege führen nach Rom und welcher der "richtige" ist, kann niemand vorhersagen. Jeder Mann und jede Frau, jedes Paar muss daher den eigenen Weg suchen und gehen. Der Weg ist auch schon ein Stück des Ziels. Man kann nicht den richtigen Weg finden, da der Weg nicht vorgezeichnet ist, sondern sich erst im Prozess des Gehens vor einem öffnet. Auch Irrwege und Holzwege können sich öffnen, bei denen man leicht meinen kann, sich im Wald verlaufen zu müssen.
Der Sexualtherapeut Clement spricht, auch im Hinblick auf "Erektionsstörungen", von der Thematik des gegenseitigen Begehrens beider Partner, die in der Sexual- und Paartherapie zum Thema werden können.
Das gegenseitige Begehren kann durch verschiedene Umstände und Mechanismen blockiert oder behindert sein, als dessen Folge schließlich eine "Erektionsstörung" erscheint.
Begehren ist selbst ein spontaner Vorgang, der der willentlichen Steuerung nicht zugänglich ist. Dieses Dilemma muss auch in der Sexualtherapie berücksichtigt werden, es nützt also nichts, dem Paar einfache Handlungsanweisungen zu geben, so wie das etwa bei einer Bauanleitung von Ikea durchaus sinnvoll ist.
Das Begehren kann durch verschiedene Momente behindert sein, so z.B. auch durch eine sogenannte Sei-spontan-Paradoxie, die Watzlawick so beschreibt:
"Die vielleicht häufigste Form, in der sich Paradoxien in zwischenmenschlichen Beziehungen ergeben können, ist die der Aufforderung zu einem bestimmten Verhalten, das seiner Natur nach nur spontan sein kann. Der Prototyp dieser Aufforderung versetzt den Empfänger in eine unhaltbare Situation, da er, um ihr nachzukommen, spontan in einem Kontext von Gehorsam, von Befolgung, also von Nichtspontanität, sein müsste."
Watzlawick, Paul; Beavin, Janet, H.; Jackson, Don D.: "Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien", Verlag Hans Huber, Bern; 1969/2000/2003, S. 184
Die Aufforderung spontan zu sein, ist eine paradoxe Handlungsaufforderung, die eine Doppelbindung erzeugt. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass es
1. eine bindende komplementäre Beziehung (Frau und Mann) gibt
2. Innerhalb dieser Beziehung wird ein Befehl (Erwartung, Handlungsaufforderung) gegeben, der befolgt werden muss, aber nicht befolgt werden darf, um befolgt zu werden
3. Der die inferiore Position in dieser Beziehung einnehmende Mann (oder auch die Frau, wenn umgekehrt der Mann verlangen würde: Sei doch mal lustvoller) kann den Rahmen der Beziehung nicht verlangen oder die Paradoxie nicht dadurch auflösen, daß er über die Absurdität kommentiert, d.h. metakommuniziert (dies wäre gleichbedeutend mit Insubordination).
Ein Mensch in dieser Lage befindet sich in einer sogenannten unhaltbaren Situation. (vergleiche hierzu Watzlawick, S. 179)
Erektionsstörung als "Krankheit"
Treffen sich zwei Penisse. Sagt der eine:
Hast Du schon gehört, die AOK soll jetzt die Kosten für Viagra übernehmen.
Sagt der anderes:
Ich wusste ja, dass die uns nicht hängen lassen.
So gut wie der Witz ist, so problematisch ist der häufig übliche Umgang mit sogenannten "Erektionsstörungen". Zum einen wird der Mann hier als eine Art defekter Maschine oder Computer angesehen, der eigentlich eine als normal unterstellte Funktionsweise hätte, die nun gestört wäre, da sich beim Mann keine Erektion einstellt (Defekt), obwohl der äußere Rahmen - so z.B. mit einer Frau gemeinsam nackt im Bett liegen - doch zu einer Erektion führen müsste. Wäre dies so einfach, würden alle Männer an einem Nacktbadestrand ständig mit einem erigiertem Penis herumlaufen, während den ebenso erregten Frauen ständig die Muschi tropfen würde, weil sie ebenso geil wie die Männer wären. Doch das Gegenteil ist der Fall. Am FKK-Strand oder in einer normalen Sauna sieht man nur selten einen Mann mit einem erigierten Penis - was allerdings auch schon wieder als Störung aufgefasst werden kann, denn angesichts so vieler interessanter nackter Menschen wäre es nicht verwunderlich, wenn dies beim Mann zu sexuellen Reaktionen führen würde. Doch man(n) ist ja kultiviert und lässt beim FKK oder in der Sauna sexuelle Phantasien nicht ins Kraut schießen und keiner der anderen Gäste würde auf die Idee kommen, dass der schlaffe Penis der Männer eine Erektionsstörung sein könnte. Im Swingerclub kann dies schon wieder ganz anders sein. Ein männlicher Besucher, der hier keinen Ständer bekommt, wird vermutlich von sich annehmen, er wäre gestört, denn bei so viel erlaubter und erwünschter sexueller Freizügigkeit, müsste er sich doch kaum noch einkriegen.
Der Viagrawitz ist als Witz gut und gleichzeitig suggeriert er dem oral verwöhnten Mann (Patient), der medizinisch-industrielle Komplex (Krankenkassen, Ärzte, Medizin, etc.) hätten den Schlüssel (Viagra) zu einer guten Sexualität in der Hand. Bei einem Großteil der Männer, die ebenso technisch fixiert und gefühlsblockiert sind wie die meisten Vertreter des medizinisch-industriellen Komplexes stößt das Angebot Viagra auf großen Interessen, denn hier - so meinen sie - bräuchten sie nichts weiter tun - als eine Pille zu schlucken und ihr Schwanz richtet sich zu einer von der holden Weiblichkeit dankbar aufgenommenen Größe und Härte auf. Fehlt nur noch die Viagra-Pille zur Beendigung einer Erektion, denn einmal Viagra genommen, kann der Mann die künstlich hervorgerufene Erektion nicht einfach abstellen, sondern muss so lange warten, bis die Wirkung des Medikamentes nachlässt. Ein Quicki, drei Minuten vor dem Losgehen zur Arbeit, verbietet sich mit Viagra, denn welcher Mann will schon mit einem Ständer auf der Arbeitsstelle erscheinen. Man stelle sich hier einmal vor, Franz Müntefering (SPD) würde eine Regierungserklärung mit ausgebeulter Hose halten, nur weil er kurz zuvor noch Viagra konsumiert hat. So liberal sind wir in Deutschland noch lange nicht, dass dies keine tiefgreifenden Konsequenzen für "Münte" hätte.
Eine Erektionsstörung als Krankheit zu bezeichnen:
"Die erektile Dysfunktion (ED) ist ein häufig anzutreffendes Krankheitsbild, entweder als Erkrankung sui generis oder als Komplikation."
Sperling, Herbert; Hartmann, Uwe; Weidner, Wolfgang; Stief, Christian Georg: "Erektile Dysfunktion. Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie", In: "Deutsches Ärzteblatt" 2005, Heft 23, S. 1664
ist sicher ein erster Schritt, eine Erektionsstörung zu pathologisieren, medizinieren und schließlich chronisch zu machen und den solcherart für krank erklärten Mann in die Obhut der weißen Priesterschaft, auch Ärzte oder Mediziner genannt, zu schicken. Sogenannte Krankheiten gehören nach verbreiteter Ansicht bekanntlich in die Hand von Ärzten und ist der "Patient" erst einmal dort angekommen, verhält es sich oft so ähnlich wie in dem alten Witz über Walter Ulbricht, der auf den 2. Parteitag der SED sagt: 1945 standen wir ein Schritt vor dem Abgrund, heute sind wir zwei Schritte weiter.
Ärzte mögen ja gute Diagnostiker sein und sich auch mit physiologischen Abläufen ganz gut auskennen, doch wenn sie Erscheinungen wie die sogenannten Erektionsstörungen behandeln wollen, gleichen sie wohl eher Meteorologen, die zwar das Wetter für die nächsten Tage einigermaßen gut prognostizieren können, von denen man jedoch noch nie gehört hat, dass sie auch das Wetter beeinflussen können.
In relativ wenigen Fällen dürften Erektionsstörungen physiologische oder organische Ursachen haben. In den überwiegenden Fällen jedoch wohl nicht. So ist eine ärztliche Untersuchung zwar sicher nicht verkehrt, man zahlt seine Praxisgebühr von 10 Euro und bekommt im besten Fall mitgeteilt, dass keine organischen Ursachen gefunden werden konnten. Damit hat man grünes Licht, entweder sich selbst und die Beziehungspartnerin wieder potent zu machen oder jenseits der Medizin die Hilfe eines kompetenten Sexualtherapeuten für die Lösung auftretender sexueller Schwierigkeiten oder Probleme in Anspruch zu nehmen. Allerdings kann der Besuch bei einem Arzt auch zum Beginn einer "Krankheits-Karriere" werden, die man selber eigentlich gar nicht beginnen wollte. Man geht mit einem leichten Unwohlsein und leichten Störungen in die Arztpraxis hinein und kommt als Patient mit einer chronischen Krankheit und diversen Rezepten wieder raus, die man(n) in der nächsten Apotheke für die verschiedensten Chemikalien, auch Medikamente genannt, einlösen kann.
Die Schulmedizin, die im Erfinden neuer Krankheiten äußerst erfindungsreich ist (vergleiche hierzu: Blech, J.: "Die Krankheitserfinder. Wir wir zu Patienten gemacht werden", Frankfurt/Main, Fischer, 2003), hat im Laufe der Zeit auch die sogenannten Erektionsstörungen als "Krankheit" erfunden. Die Krankenkassen, in Zeiten scheinbar überquellenden Reichtums damit beschäftigt, die Milliarden an Beitragszahlungen der Versicherten unter die stetig anwachsende Ärzteschaft zu verteilen, spielte mit und so beschäftigen sich heute einige Tausend Mediziner auf Kosten aller, auch nichterektionsgestörten Beitragszahler damit, diese sogenannten Erektionsstörungen heilen zu wollen. Auch die pharmazeutische Industrie hat das gewinnversprechende wirtschaftliche Potential von "Erektionsstörungen entdeckt und wirft fleißig Medikamente mit wundersam klingenden Namen wie Prostagladin E1, Yohimbin, Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil auf den Markt, die besser in einer Sondermülldeponie aufgehoben wären, statt von Männern geschluckt zu werden. Doch was soll`s. Ist das Zeug erst einmal produziert, so muss es auch gewinnbringend entsorgt werden. Sondermüllentsorgung ist aber teuer und da ist jeder wundergläubige Mann, der sich als Deponie zur Verfügung stellen will und dafür auch noch zahlt, hochwillkommen.
Doch selbst optimistisch eingestellte Vertreter der Ärzteschaft müssen etwas verklausuliert einräumen, dass Hoffnung die auf die Wohltaten der chemischen Industrie setzt, wohl keine große Berechtigung hat:
"Die mittlerweile zur Verfügung stehenden medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapieoptionen ermöglichen es prinzipiell, jede Form der erektilen Dysfunktion zu behandeln, wobei allerdings nur bei einem kleinen Teil der Patienten eine Heilung erzielt werden kann. ..." (S. 1669)
Sperling, Herbert; Hartmann, Uwe; Weidner, Wolfgang; Stief, Christian Georg: "Erektile Dysfunktion. Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie", In: "Deutsches Ärzteblatt" 2005, Heft 23, S. 1669
In Zeiten knapper Kassen versuchen gottlob auch die Krankenkassen nicht mehr allen Unsinn zu finanzieren, der gerade auf dem Markt im Schwange ist. Doch da sei die deutsche männliche und weibliche Richterschaft davor, die in der Tendenz einen Anspruch des männlichen Kassenmitglieds auf Viagra zu befürworten scheint.
vergleiche hierzu:
"Ist Viagra doch verordnungsfähig?", Isabel Siekmann, in: "Patienten Rechte", 2003, Heft 1, S. 3-5
Das Landessozialgericht Brandenburg stellt immerhin in einem Urteil vom 25.02.2004, Az.: L 4 KR 15/03 fest, dass ein auf Erstattung der Kosten für die Medikamente Viridal, Viagra und Cialis in Höhe von 924,15 Euro klagender Mann nicht Recht bekommt. "Der Anspruch scheitere jedoch am Wirtschaftlichkeitsgebot des §12 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (SGB V).
Dem Mann wurde im Vorfeld der gerichtlichen Auseinandersetzung vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung eine sogenannte "Erektionshilfe" empfohlen, für die die Krankenkasse offenbar dem Mann einen Kostenzuschuss in Höhe von 442,56 DM anbot. Dieser lehnte verständlicherweise diese Zumutung mit der Begründung ab: "... die relativ große, unförmige Vakuumpumpe mache jegliche Partnersuche beim ersten näheren Kontakt sofort zunichte." Das Landessozialgericht sah das aber offenbar unter dem Aspekt des Wirtschaftlichkeitsgebotes anders.
vergleiche hierzu:
"Kein Anspruch auf Viagra", Landessozialgericht Brandenburg, Urteil vom 25.02.2004, Az.: L 4 KR 15/03, veröffentlicht in: "Patientenrechte", 2004, Heft 3, S. 85-87
Die Beitragszahler können jedoch die Logik von Kläger, Krankenkasse und Landesozialgericht überhaupt in Frage stellen und statt dessen fragen, was denn noch alles durch sie finanziert werden soll. Möglicherweise leidet morgen jemand daran, dass seine Frau sich dem ehelichen Geschlechtsverkehr verweigert und der Mann daraufhin die Krankenkasse verklagt, die Kosten für eine Prostituierte zu übernehmen, weil er sich sonst nicht als vollständiger Mann fühle. Das Landessozialgericht würde wahrscheinlich mit Hinweis auf das Wirtschaftlichkeitsgebot dem Mann erklären, er könne ja auch auf Kosten der Krankenkasse eine Gummipuppe von Beate Uhse finanziert bekommen.
Die Krankheitslogik der Krankheitsindustrie bleibt so immer in ihrem eigenen engen Rahmen stecken, die sogenannten Patienten unmündig wie sie leider oft sind und anscheinend auch oft bleiben wollen, machen die albernen Pirouetten mit. Auf die Idee, dass "Erektionsstörungen" in erster Linie "Beziehungsstörungen" sind, scheint keiner zu kommen. Die Krankenkassen nicht, weil sie sonst ihre verengten Ansichten über Gesundheit und Krankheit in Frage stellen müssten, die Ärzteschaft ebenso und die sogenannten "Patienten", wollen schlichtweg ein "mehr desselben", wie Watzlawick formuliert, aber keine wirkliche Veränderung.
vergleiche hierzu:
Watzlawick, Paul; Weakland, John H.; Fisch, Richard: "Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels", Verlag Hans Huber, Bern; 1974/1992/1997/2001/2003
Wer nicht auf die fragwürdige Hilfe der Weißkittel setzen will, dem sei die Selbsthilfe empfohlen, oder in hartnäckig unlösbar erscheinenden Fällen die Unterstützung durch einen fachlich kompetenten Berater. Das kann im Einzelfall auch einmal ein Arzt sein, wenn er neben seiner hier kaum nützlichen medizinischen Ausbildung die erforderliche Kompetenz erworben hat. Genauso gut kann es aber auch ein Pfarrer sein, der sich neben seinen theologischen Kenntnissen, die hier ebenfalls nicht viel weiterhelfen, die erforderliche Fachkompetenz angeeignet hat. Katholische Pfarrer solle man aber meiden, denn diese müssen von der Sünde abstand nehmen und werden daher wohl kaum genügend Empathie für die Sorgen eines in Sachen Sex ratsuchenden Mannes haben. Wir empfehlen auf Grund unseres theoretisch methodischen Hintergrundes natürlich einen systemisch ausgebildeten Berater.
Manchmal braucht man aber auch nur der Zeit zu vertrauen, in der sich wie im folgenden Fall, auch ohne die Hilfe eines Beraters - wir kamen leider erst nach zwei Monaten dazu die erste Anfrage zu beantworten - ein Problem auch ganz ohne unsere Hilfe von alleine löst und keiner so recht sagen kann, wie dies geschehen ist:
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Sonntag, 4. September 2005 20:04
An: info@maennerberatung.de
Betreff:
Hallo,
ich habe seit kurzem eine neue Freundin, die ich aber nur am Wochenende sehe. Ich bin noch Jungfrau, sie aber nicht. Habe es ihr aber schon mal gemacht und so...
Nun war mir in der vergangenen Woche schon klar geworden das ich nun mit ihr schlafen wolle und es am Wochenende wohl passieren wird. Wenn ich manchmal an sie gedacht habe war ich oft erregt. Am Freitag abend haben wir dann haben wir wunderschön geschmust usw. sie war auch schon nackt und ich hatte noch die Boxershorts an, ich war die ganze zeit total erregt, habe sie den gefragt ob wir es tun sollen. Dabei war ich schon voll nervös geworden und als sie das bejaht hat, noch viel mehr. Merkte dann das meine Erektion voll bis ganz nach lies, und da wurde ich noch nervöser. Hab noch mit der Hand versuch nachzuhelfen aber das klappte alles nicht. Als ich denn noch das Kondom falsch herum überzuziehen, ging schließlich gar nix mehr. Meinte den zur ihr das heute irgendwas schief gelaufen ist. Ich kam mir dabei so ätzend vor, aber sie hatte nix dazu gesagt. Am nächsten tag haben wir mittags ein wenig gekuschelt, dabei war ich wieder voll erreg.
Nun frage ich mich warum es am Freitag nicht geklappt hatte? Da ich nur eine leichte Vermutung habe das es durch die Nervosität gekommen ist wollte ich mahl nen Experten rat bekommen.
Besten dank im voraus!!!
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: mb [mailto:info@maennerberatung.de]
Gesendet: Mittwoch, 9. November 2005 15:29
An: ...
Betreff: AW:
Sicherlich lag es an der Nervosität.
Gruß Peter Thiel
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: :
Gesendet: Mittwoch, 9. November 2005 15:30
An: mb
Betreff: Re:
Hallo,
besten dank für deine Antwort. Nun klappt auch alles Wunderbar...
Mit freundlichen Grüßen,
Literatur:
Sperling, Herbert; Hartmann, Uwe; Weidner, Wolfgang; Stief, Christian Georg: Erektile Dysfunktion. Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, In: Deutsches Ärzteblatt, 2005, Heft 23, S. 1664-1669
Dieter Heim; Bernhard Strauß: Klinisch-psychologische Aspekte der erektilen Dysfunktion: Die Bedeutung psychosozialer Faktoren. In: Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2001, S. 97-103
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-----Original Message-----
From: ...
Sent: Thursday, November 03, 2011 1:14 PM
To: info@maennerberatung.de
Subject: Beratung
Sehr geehrter Herr Thiel,
ich bin 72 Jahre alt und hatte 42 Jahre lang ein intensives Liebesleben mit meiner Frau. Nachdem meine Frau vor drei Jahren einen Schlaganfall erlitt, hat sich das natürlich geändert. Obwohl meine Frau durchaus gelegentlich den Wunsch dazu hat, schlafen wir wegen der erschwerten Umstände derzeit höchstens alle 14 Tage miteinander. Ich habe aber nach wie vor viel häufigere sexuelle Bedürfnisse, möchte meine Frau aber nicht bedrängen oder belästigen. Was soll ich tun? Vielen Dank für Ihren Rat R.S.=
Hallo Herr ...,
da kann ich Ihnen nur empfehlen, darüber miteinander zu sprechen und nach einer für beide Seiten annehmbaren Lösung zu suchen.
Vielleicht nutzen Sie dafür eine Beratungsstelle in Ihrer Nähe.
Adressen finden Sie z.B. hier:
Gruß Peter Thiel