Masochismus
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Peter Thiel - Systemischer Berater und Therapeut / Familientherapeut (DGSF)
27.07.2018
Schlüsselwörter:
Abhängigkeit, Beziehungsabhängigkeit, Co-Abhängigkeit, Masochismus, Sadismus, Sadomasochismus, Verlustangst
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-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Mittwoch, 11. Juli 2018 20:02
An: info@maennerberatung.de
Betreff: Zusammenleben mit einem ängstlichen Masochisten
Sehr geehrter Herr Thiel,
seid circa 8 Jahren lebe ich mit meinem jetzigen Mann zusammen und wir haben
Kinder. Ich habe an dieser Beziehung fast von Anfang an gezweifelt, aber
offenbar auch dran geglaubt, denn wir haben uns etwas zusammen aufgebaut (mehr
ich als er), offenbar gibt es also Gemeinsamkeiten. Mich halten auch finanzielle
Zwänge in der Ehe - was mir ganz und gar nicht gefällt, aber so ist es. Ich habe
mit den Jahren immer mehr das Gefühl, das er mich krank macht, absichtlich und
bewusst.
Ja, ich würde gehen, wenn ich das Geld hätte, weil er mich krank macht, aber ich
weiß auch, das ich nie ganz gehen würde; wir sind Freunde.
Manchmal fühle ich Liebe, aber meistens bin ich viel zu frustriert.
Vielleicht können Sie mir auf Basis dieser Gegebenheiten einen Rat geben.
Er sagt von sich selber, das er Angst hat, und sonst sagt er meist nicht viel.
Seine "Kommunikation" mit mir beschränkt sich in schlechten Zeiten darauf, dass
er versucht, meine Gedanken zu lesen und mich unterwürfig zu bedienen, was ich
hasse. Er kommt mir vor wie tot, ich habe niemals in meinem Leben so einen
passiven und braven Menschen erlebt, er ist so masochistisch. Ich habe immer das
Gefühl, das er alles, wirklich alles falsch macht, vermutlich wegen der Gründen,
aus denen heraus er handelt.
Er ist massiv leidend-narzisstisch und versteht nach 10 Jahren mit mir immernoch
nicht, dass er zugleich extrem aggressiv und eiskalt mir gegenüber ist. Er
entzieht sich der Kommunikation fast immer. Er gefällt sich als Opfer, streitet
es aber ab, und argumentiert dann pseudefeministisch. Er trägt auch gerne rosa,
T-Shirts mit Kinderzeichnungen, hat eine extrem schlechte Haltung, eine ganz
kaputte Beziehung zu seinem Körper, ist Astmathiker und impotent. Er ist
innerlich und äußerlich chaotisch und hemmt mich in meinem Leben und in meiner
Entwicklung, indem er erzwingt, das ich mich mit ihm beschäftige.
Ich bin seid einigen Jahren quasi einkommenslos, und ohne ihm die Schuld dafür
zu geben, werde ich das Gefühl nicht los, das es ganz viel mit ihm zu tun hat.
Er hat eine sehr dominante, ängstliche, aggresiv-weinerliche Mutter und einen
sehr kindischen, unreifen Vater. Und vor allem hat er extreme Angst vor MIR. Bzw
seiner Mutter.
Seid wir uns kennen, ist er immer mal wieder "irgendwie" in Therapie - meistens
auf Wartelisten oder bei Analytikern, die in Urlaub sind und nur eine
Wochenstunde Zeit für ihn haben. Er war mal zwei Jahre in einer Männergruppe,
und nach allem was ich mitbekommen habe, hat er dort nur mit seinem
intellektuellen Wissen rumgeprahlt. Wir waren mal in einer Paartherapie, 2-3
Sitzungen, aber die Therapeutin fand uns beide nur ganz toll und hat das immer
wieder betont, was ich zum kotzen fand, denn ich fand das nicht.
Ich würde mich nun über Ihre Meinung zu folgender Frage freuen: wie kann ich
mich am besten verhalten, um das Zusammenleben bestmöglicht zu gestalten? Mein
Grundproblem scheint mir zu sein, dass er mich in etwas hineinziehen will, was
ungesund ist (für uns beide), um seinen Status quo zu erhalten (aus Angst
natürlich). Ich habe versucht: zu reden, in Psychotherapie zu gehen,
Paartherapie zu machen, zu betteln ("bitte spricht mit mir!"), mich zu
verweigern. Derzeit verweigere ich mich so standhaft wie noch nie, weil ich
nicht mitspielen will, ich interagiere nur das allernötigste mit ihm, aber es
ist eine sehr kalte Stimmung bei uns, es ist wie in einem schlechten Film, so
wie man selber nie werden wollte. In gewisser Hinsicht versuche ich ihn zu
spiegeln, ihn, der selber mir gegenüber zu extremer Kälte neigt. Wenn ich das
schreibe, kommt mir dieses Verhalten kindisch vor - aber deswegen schreibe ich
ja, weil ich vollkommen hilflos und mit meiner Weisheit am Ende bin. Was er von
mir wünscht, übersteigt meine gar nicht so ausgeprägten Macht- und
Dominanzgelüste bei weitem. Ich habe schon so oft gesagt, "ich bin nicht Deine
Mutter und ich bin auch nicht deine Therapeutin, lass mich in Ruhe", oder "Lebe
Du Dein Leben, nicht meins!", "Kümmere dich mal um Dich, mach eine Kur, nehm ein
Bad, nimm Dir Zeit und geh Rollschuh laufen", und das alles in allen möglichen
Tonfällen, Situationen, Anlässen. Manchmal kommt was an, aber ändern tut sich
nichts. Ich fühle, das ich mich um mich kümmern muss, also versuche ich eine
Grenze zu ziehen. Auch, um mich seiner Kranheit zu verweigern. Aber eben mit dem
Ergebnis absoluter Kälte und Beziehungslosigkeit. Sehr schwer zu ertragen. Ich
frage mich, wie so ein Mensch das sein ganzen Leben ertragen kann! Er muss doch
das Bedürfnis haben, etwas zu ändern! Es ist so trostlos, und ich verstehe ihn
einfach nicht. Und ja, ich verachte ihn immer mehr dafür, das er so kindisch ist
und sich einfach nciht selber helfen will, und mit den Jahren wird dieses Gefühl
immer dominanter.
Haben Sie Lust, mir Ihre Meinung zu sagen? Es geht mir hier nur um mich.
Er ist 41 Jahre alt und es ist Zeit, das er sich selber um sich kümmert. Er soll
mich in Ruhe lassen und Platz für sich selber in seinem Leben schaffen, dann
kommen wir auch bestens miteinander aus - das ist jedenfalls meine Idee. Nur,
wie soll ich mich verhalten?
- ich hoffe, das sind jetzt weniger als 40 Zeilen.
Haben Sie besten Dank für Ihr Angebot und für Ihre Hilfe.
Gruß
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Männerberatung [mailto:info@maennerberatung.de]
Gesendet: Mittwoch, 11. Juli 2018 20:51
An: '...
Betreff: AW: Zusammenleben mit einem ängstlichen Masochisten
Sehr geehrte Frau ...,
mir scheint, Sie machen sich viel zu viele Gedanken um den Mann und zu wenig um
sich. Vielleicht sind Sie co-abhängig.
Ihr Mann wird sich in 100 Jahren nicht ändern, womöglich werden Sie eines Tages
so eine Wut auf ihn haben, dass Sie ihn mit einem Stuhlbein erschlagen.
Soweit sollte es und muss es auch nicht kommen, wenn Sie sich auf
den Weg machen und nicht vergeblich darauf warten, dass ein Bus kommt, der einen
völlig anderen Streckenplan hat.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 12. Juli 2018 04:59
An: info@maennerberatung.de
Betreff: Re: Zusammenleben mit einem ängstlichen Masochisten
Hallo,
danke für die schnelle Antwort, die mir leider derzeit gar nicht hilft.
Ich bin sicher nicht co-abhängig, nur arbeitslos. Das ist keine co-abhängigkeit,
das ist Kapitalismus. Meine Gedanken kreisen eigentlich nur um meine eigene
Situation und um die meines Kindes und wie wir da raus kommen. Nur: Wie soll man
sich mit jemanden nicht-auseinandersetzen, der einen einfach nicht in Ruhe
lässt? Ich weiß, das er sich nicht ändern wird, deswegen versuche ich ja, das
beste aus der Situation zu machen.
Immer auf der Analyse rumtrammpeln hilft da auch nicht.
aber vielleicht haben sie doch Recht, und ich bin bei Ihnen falsch und sollte
lieber einen Termin bei einem Finanzberater machen.
Gruß
...
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ...
Gesendet: Donnerstag, 12. Juli 2018 05:54
An: info@maennerberatung.de
Betreff: Re: Zusammenleben mit einem ängstlichen Masochisten
Hi,
hab es sacken lassen und bin jetzt doch sehr zufrieden mit Ihrer Antwort. Sie
haben natürlich vollkommen recht, und das wusste ich auch schon vorher. Sie sind
der falsche Ansprechpartner, ich brauche keinen Therapeuten sondern eine
Wohnung. Ich fühle mich jetzt nach Ihrer email, die ja eigentlich Bestätigung
für mich ist, viel besser und ich WEIß ja, das es für mein Kind auch das beste
ist wenn einer geht, auch wenn er es derzeit nicht so sieht. Es soll endlich
aufhören. Im Grunde haben Sie mir ja nur gesagt, was ich schon nahe gelegt habe
und was ich seid langer Zeit von außen hören will, wenn alle immer nur sagen
"Beziehung retten" bla bla bla. Manche Beziehungen kann man eben nicht retten.
Danke!
Gruß
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Männerberatung [mailto:info@maennerberatung.de]
Gesendet: Freitag, 27. Juli 2018 23:02
An: ...
Betreff: AW: Zusammenleben mit einem ängstlichen Masochisten
Sehr geehrte Frau ...,
Kapitalismus hin, Kapitalismus her, ob es im Sozialismus wesentlich anders wäre,
ich glaube nicht.
Bin gelernter DDR-Bürger, ich weiß, wovon
ich rede, ganz im Gegensatz zu diversen Dumpfbacken aus der ehemaligen BRD, ich
will hier keine Namen nennen, sonst werde ich gleich wegen üblicher Nachrede
angeklagt, in so fern hat sich im Vergleich zu früher nicht viel verändert.
Der Honecker ist auch nicht gegangen, da sind dann die DDR-Bürger scharenweise
gegangen.
"Der Letzte macht das Licht aus", so endete ein politischer Witz aus dieser
Zeit.
Der Honecker hat den rechten Zeitpunkt verpasst, wo es noch machbar war, ohne
Schimpf und Schande abzutreten. Wenig später drehte sich der Wind und er wurde
krank, dann wurde er abgesetzt, floh nach Moskau, kam ins Gefängnis nach
Alt-Moabit, wo schon Ernst Thälmann eingesperrt war und zu guter Letzt ab ins
Flugzeug nach Chile.
Hätte Honecker alles viel schöner haben können, als es dann kam.
"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", so Michael Gorbatschow in
ahnungsvoller Voraussicht.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Thiel